Blade Runner 2049 – 05.10.2017
Ich will es einmal ganz kurz sagen, damit ich es hinter mir habe: Blade Runner 2049 ist für mich der bisher beste Film des Jahres! Denis Villeneuve hat es als Regisseur geschafft, Blade Runner von 1982 fortzusetzen, ohne den Verlockungen von 3D, Action Kino und Masseninszenierungen zu erliegen. Er hat den schon kultig verehrten Original-Film verstanden und in einer für mich zutiefst beeindruckenden Weise fortgesetzt.
Puh … jetzt wo das raus ist, kann ich erst einmal durchatmen.
Ja, ich fühle mich ein wenig komisch bei diesen Sätzen. Denn eigentlich liegt mir dieses „Fan Boy-Dasein“ nicht wirklich. Aber Denis Villeneuve macht aus meiner Sicht einfach zu viel richtig, um nicht begeistert zu sein. Schon „Arrival“ hat mich völlig unerwartet umgehauen. Ein Film, der so intensiv und vereinnahmend für mich war, dass er mich bis heute nicht verlassen hat. Und jetzt also Blade Runner, die nicht zu verfilmende Fortsetzung. Ein Film, der 1982 krachend an den Kinokassen und bei den Kritikern gescheitert ist und über den es sich bis heute streiten lässt, welche der Schnittfassungen (Kinoversion oder Directors-Cut) überzeugender ist. Ein Film, der so düster, sperrig und einzigartig ist, dass er in keiner SciFi-Sammlung fehlen sollte.
Und hier nun die Fortsetzung. Da drängt sich natürlich der Vergleich mit Star Wars auf. Vor allem aufgrund der schon fast fanatischen Überstilisierung der Werke durch die Fans. Doch die Fortsetzungen gehen unterschiedliche Wege. Während Star Wars bisher vor allem dem Motto folgt „Gib den Fans was sie wollen“, damit sie Lego-Bausätze und Plastiklichtschwerter kaufen, hält sich Blade Runner eher an den Satz „Und so ging es weiter“. (Und ich denke, es ist nur Zufall, dass Harrison Ford in beiden Fortsetzungen als alter Mann wiederauftaucht.)
Villeneuve hat verstanden worum es in Blade Runner geht. Er hat die philosophische Frage nach der Existenz des Menschen neu aufgegriffen und um etliche Facetten erweitert. Die Frage, was den Menschen zum Menschen macht, spiegelt sich dabei – wie im Original – in der Einsamkeit des Blade Runners
Wenig möchte ich über die visuelle Darstellung, den Sound und das Timing der Szenen schreiben. Es ist schlicht großartig. Hier zeigt sich erneut der Mut von Villeneuve nicht den Konventionen des Action-Kinos zu folgen. Er lässt dem Zuschauer Freiräume, um selbst im Los Angeles des Jahres 2049 anzukommen. Er blendet einen nicht mit visuellen Effekten, sondern fügt diese stimmig in eine Kinowelt ein. Er verschüttet Story nicht unter Explosionen und wilden Verfolgungsjagden, sondern lässt uns teilnehmen am Leben der Hauptfigur. Selbst die Wendungen im Plot kommen ohne bombastische Inszenierungen daher sondern schleichend wie eigene Erkenntnisse. Das fühlt sich wunderbar anders an, als Kinobesucher es in der Zeit von Avengers und Star Wars gewohnt sein
Zum Schluss noch ein Zitat von Regisseur Ridley Scott am Set des ersten Blade Runner Films. Es wird berichtet, dass währen der Dreharbeiten die Ausstattung am Filmset die ganze Nacht durchgearbeitet hat, um alles perfekt hinzukriegen. Sie haben alles präpariert, jede Ecke und jeden Winkel. Als Ridley Scott zum Set kam zeigte er sich beeindruckt und sagte: „Ein guter Anfang!“
Das hat sich Villeneuve für den neuen Blade Runner zu Herzen genommen. Es war ein guter Anfang vor 30 Jahren. Und das hier ist eine extrem gute Fortsetzung.
Bildrechte: Sony International Pictures