Oscars 2017: La La Land – 12.01.2017 im Kino
Warnung! Dies ist eine Liebeserklärung an einen Film, dem ich jeden Zuschauer, jeden Preis und jeden Rekord zutiefst wünsche. Denn Liebe ist … mehr als Realität.
Was unterscheidet diesen verliebten Moment von allen denen die davor und danach gekommen sind? Warum ist dieser wundervolle Moment für mich so etwas Besonderes? Was bringt mich dazu, Dinge zu mögen, die ich eigentlich so gar nicht leiden kann?
Das kann ich bei La La Land ganz einfach beantworten. Und das hat in seinem Kern nicht einmal mit Emma Stone zu tun, die ich in vielen Filmen ganz wunderbar finde (Zombieland, Birdman, …). Und einige Streifen nur wegen ihr ertragen habe (Spiderman). Dieser Film wäre sogar ohne sie begeisternd und großartig. Er trägt eine Idee in sich, die für mich mitreißender ist als seine Bestandteile.
Ich bin begeistert von La La Land, weil er nicht naiv ist. Der Film zieht einen nicht in eine überhöhte und absurde Welt, die wie ein Narkotikum für die Realität wirkt. Er trifft eine bewusste Entscheidung: Träume sind wichtig. Sogar wenn sie platzen und nicht funktionieren. Es ist gut, verliebt zu sein. Sogar wenn die Liebe nicht erwidert wird. Ja, klingt wie eine Weisheit aus einem Glückskeks oder eines Bildes mit Herzen und Einhörnern einer Facebook-Gruppe. Dennoch wahr. Beide Hauptfiguren können nur scheitern. Schauspieler in Hollywood zu werden? Nett naiv. Jazzmusiker in L.A.? Wie Musiker auf der Titanic. Aber ist die Alternative denn besser? Ist Realismus wirklich notwendig? Dieser Film umarmt einen mit dem Gefühl, dass es nicht nötig ist. Danke dafür.
Darüber hinaus gelingt La La Land etwas, das ich – auch bei den gelungenen Filmen der vergangenen Monate – oft vermisst habe. Dieser Film begeistert für die Überhöhung der Leinwand. Großes Kino und große Gefühle sind nicht zwangsläufig mit großen Explosionen und langen Kamerafahrten verbunden. Aber großes Kino ist immer ein Stück mehr als Realität. Es ist bunter, lauter, erotischer oder auch erschütternder als der Lärm des Alltags um uns herum.
La La Land jagt nicht Superlativen. Es ist völlig egal wieviel die Produktion gekostet hat, wieviel die Stars verdienen oder wie viele CGI-Künstler an den Effekten gearbeitet haben. Es ist nur wichtig, dass es hier schöner ist.
Was mir außerdem sehr gefällt. Dieser Film ist vieles, aber kein von einer Marketingabteilung erdachtes Kunstprodukt um einen Oscar zu erzeugen (The Revenant). Deswegen wünsche ich La La Land jeden Oscar, für den der Film nominiert ist. Er erinnert mich daran, was ich an Kino so liebe.
Ach ja, ich muss meine oben gestellten Fragen ja noch beantworten:
- La La Land ist modernes Kino. Mit all den digitalen, gestalterischen Möglichkeiten. Dennoch geht die Story darin nicht verloren. Die Effekte sind wichtig für die Geschichte. Sie zeigen Parallelen und alternative Ebenen. Und dennoch stehen Sie im Hintergrund, um dem Zuschauer seinen Raum zu lassen. Um nicht Gast in den Träumen anderer zu sein, sondern zu fühlen wie wundervoll die eigenen Phantasien sein können.
- Weil es wunderbar ist, im Kino wieder zu träumen. Wissend, das Träume Illusionen und Schaum sind. Dass es einzigartig ist, sich darin zu verlieren und daran zu glauben. Gerade weil die Welt vor dem Kino so anders ist.
- Ich kann Musicals und albernes Gesinge in Filmen echt nicht leiden. Disney ist schon schlimm und für mich oft eine körperliche Pein. Aber hier ist jeder Song wichtig und gut. Eine poetische Überhöhung.
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